DIE BLUME DER HAUSFRAU (Eine abgefahrene Vertreterkomödie aus dem Raum Stuttgart. Damaliger Kinostart. 6.Mai 1999 . Ab 9.Mai 2024 restaurierte Wiederaufführung zum 25.Jubiläum in Berlin und zahlreichen westdeutschen Städten. Eine Dokumentation, die zu einem Kultfilm wurde. Berlin: KLICK KINO 23.5. 2024 in Anwesenheit des Regisseurs Dominik Wessely 20:00 und Sonnabend 25. Mai2024 17:30 und Kino Krokodil: Spielplan Start: 9.5.bis 28.5.2024 zu unterschiedlichen Zeiten

„Die Blume der Hausfrau“ Dokumentation. Eine Filmrückschau: 25 Jahre „Die Blume der Hausfrau“

Am 6.Mai 1999 startete der Film, der zu einem Kultfilm wurde. Jetzige restaurierte Wiederaufführung zum 25.Jubiläum, startet ab 9. Mai in zahlreichen Kinos, in Berlin und Westdeutschland.

Es handelt sich um eine abgefahrene Vertreterkomödie aus dem Raum Stuttgart. In Berlin sagt man eher „Klinkenputzer“. Die Eröffnungsszene sieht vielversprechend aus. Die 5 Männer, die man von hinten in einem Pissoir in ihren eleganten schwarzen Anzügen stehen sieht, könnten aus einem Gangsterfilm stammen und einer investigativen Schüffelei nachgehen. Nein, sie kümmern sich um Sauberkeit.

Massimo, Salvatore, Angelo, Maurizio und Steffen sind als Vorwerk-Staubsauger-Vertreter täglich treppauf und treppab in spiessigen schwäbischen Haushalten unterwegs und versuchen ihre Vorwerkgeräte zu verkaufen.Einige von ihnen sind mit einem italienischen Charme gesegnet, ein anderer, Angelo, hat den verbalen Dreh einfach nicht raus und marschiert total glücklos von Haustür zu Haustür. und der blonde Steffen ist eine regelrechte Verkaufs-Koryphäe. Bei seinen Kollegen ist es wechselhaft.

Was man unbedingt braucht ist Sprachwitz und kreative Hatnäckigkeit.

Dieser Film gibt einen tiefen Einblick in das mühsame Vertretergeschäft, koste es was es wolle.Unterhaltsam sind nicht nur die Vertreter sondern zum Teil auch die Mieter, die öfter verbal überfallen werden, ablehnen oder herumdrucksen aber auch kaufen. In Schwaben ist ja ein Sauberkeitsfimmel bekannt, siehe Kehrwoche. Der Filmtitel beruht auf einem rotierenden Staubwedel, den man „Blume“nennt und auf den Staubsaugerhals aufsteckt.

Man könnte es fast impertinent nennen, wie einer von den Handelsvertretern einem Griechen mit normalem Misstrauen, der besonders stolz auf seine Methode der Teppichreinigung ist, eine Teppichpflegemaschine aufzuschwatzen. Insgesamt eine zeitlose deutsche Provinzerzählung über deutsche Werte. Eine Filmrückschau: 25 Jahre „Die Blume der Hausfrau“. 92.Min.;

Regie: Dominik Wessely. Seine neueste Arbeit: Die Dokumentarserie „Ukraine: Als der Krieg in die Redaktion kam“.Start am 2.5, 24 in der arte-Mediathek

ROBOT DREAMS (Einer der schönsten Animationsfilme der letzten Jahre) Ein Geschenk. Kinostart: 9.5. 2024

„Robot Dreams“, nach der Graphic Novel „Robo und Hund von Sara Varon. Einer der schönsten Animationsfilme der letzten Jahre. Vorgeschlagen für den Oscar 2024.

Hund lebt allein in seiner Wohnung in Mahattan in den 19-achtzigern. Er macht sich sein Essen in der Mikrowelle heiß und nimmt seinen Teller mit zum Fernseher und schaut fern. Auf einmal horcht er auf. Es kommt eine Frage: „Bist du allein“? Ja, Hund ist sehr einsam.

Kurze Zeit später klingelt es und er bekommt ein riesiges Paket. Es enthält Werkzeug und einzelne Teile aus denen man sich ein Roboter bauen kann. Hund macht sich sogleich ans Werk. Fertig, Hund hat es geschafft. Staunend betrachtet er den lächelnden Roboter. Hund lächelt zurück.

Er macht einen Spaziergang mit ihm. Im U-Bahnhof hören sie einem Schlagzeuger zu. Nach einer Weile ergreift Hund die Hand des Roboters. Er ist nun nicht mehr allein. Gemeinsam erkunden sie die Stadt, machen Fotos von sich, fahren zum Strand schwimmen und tauchen im Meer und treffen auf viele andere Tiere. Beide sind glücklich. Genießen den Tag bis zur Dunkelheit.

Doch dann bewegt sich Robot nicht mehr. Er hat zwar die Augen geöffnet, aber sein Körper bleibt bewegungslos. Am nächsten Tag besorgt sich Hund einen Reparaturkoffer, fährt zurück zum Strand. Das Eingangstor ist geschlossen. Von weitem sieht er Robot im Sand liegen. Das Tor bleibt geschlossen bis zum nächsten Sommer. Robot muss nun den Jahreszeitenwechsel allein über sich ergehen lassen. Die beiden sind beste Freunde geworden und nun das. In ihren Gedanken und Träumen bleiben sie sich trotzdem nah.

„Robot Dreams“ ist ganz großes Kino, entzückend gezeichnet, mit herzzerreissender Mimik und umwerfenden Bildern in denen Robot seine Rettung träumt. Es geht um große Gefühle, Freundschaft Verlust und Schmerz aber auch um Neubeginn und das besondere daran, die tiefsinnige Tragikomödie kommt ohne Worte aus aber mit viel Emotion. Die bunten Bilder und die vielen liebevoll gezeichneten Details im Hintergrund sorgen für Humor, regen zum Nachdenken an und lassen auch einige Tränen fließen. Ein Film, der die Herzen von Kindern und Erwachsenen erwärmt. Ein Film wie ein Geschenk. Die Gruppe Earth, Wind & Fire sorgt für musikalischen Hintergrund.

Spanien/Frankreich 2023; 102 Min.; R: Pablo Berger; B: Pablo Berger; M: Alfonso de Vilallonga, Tom Howe

BAD DIREKTOR (Ein Film von Oskar Roehler mit einer sarkastischen Abrechnung eines ramponierten Regisseurs mit der deutschen Filmbranche, nach seinem Roman „Selbstverfickung“) Kinostart. 9.5. 2024

BAD DIREKTOR, Regie und Drehbuch nach Oskar Roehlers Roman: „Selbstverfickung“

Seine Einladung zur Filmverleihung schmeißt der Regisseur Gregor Samsa (Oliver Masucci) in den Müll, dann reißt er sich seine Krawatte vom Hals und schimpft dabei auf´s Übelste über die deutsche Filmlandschaft. Die optische Ähnlichkeit, die Gestik und Mimik mit Roehler ist gewollt.

Dann besinnt er sich eines anderen, macht kehrt und holt sie doch wieder heraus.

Auf seinem Weg bekommt er einen Wutanfall nach dem anderen. Auch am Telefon brüllt er herum.

In einem Buchladen macht er einen Stopp und versucht eine junge Frau anzumachen, was ihm nicht gelingt. (Sie wird ihm später nochmal über den Weg laufen).

Endlich beim Empfang angekommen quatscht er die Dame, die mit dem Sekttablett herumläuft voll und das wieder mit den übelsten Beschimpfungen, dessen Worte ich nicht unbedingt wiederholen möchte, dann legt er es wieder drauf an, sie ins Bett zu bekommen. („Ich bin Regisseur geworden weil ich glaubte, dann leichter an Frauen heranzukommen, was aber nicht stimmt“).

Die Person, mit der wir es hier zu tun haben, ist ein völlig erschöpfter, total ramponierter von Schlafstörungen geplagter Filmregisseur, der die Filmbranche total verachtet und und ständig ans Vögeln denkt, was auch kaum klappt. Er lästert über alle und jeden und ist von seinen Kollegen regelrecht angekotzt. Er führt Machtkämfe bis an den Rand von Wahnsinn.

Man erinnert sich, dass Roehler vor etlichen Jahren für seinen Film DIE UNBERÜHRBARE mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde.

Die Figur des Gregor Samsa, ist eine Anspielung auf Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ und stammt aus seinem 2017 erschienenen Roman „Selbstverfickung“, in dem er schon seine Wut äußerte.Gregor Samsa heißt der Handelsvertreter in Kafkas Erzählung, der sich über Nacht in ein riesiges Ungeziefer verwandelt.

Mit einer, man kann schon mutiger Kompromisslosigkeit, sagen, kritisiert er eine Branche, für deren Geltungssucht und und teilweise übertriebener Eitelkeit , er nur Verachtung übrig hat.

Oliver Masucci (Enfant terrible) spielt seine verzweifelte Rolle derart verkommen und erbärmlich, dass man fast Mitleid mit ihm hat. Seine Ausbrüche erklärt er, passieren wegen seiner chronischen Müdigkeit und Schlaflosigkeit. Roehler: „Mit seinen linkischen Grimassen und seinem schleppenden Gang, macht er die Figur zu einer nach außen hin erbärmlichen Karikatur, die sich aber innerlich vor Schmerz windet.“

Der Film , eine böse pointierte Satire, die in einigen Szenen regelrecht Spass macht, da man sie mit einem Augenzwinkern bejahen kann und dann aber wieder, den Bogen überspannt. Ein Wechsel zwischen drastischer Komik und grotesker Tragik. Anne Ratte-Polle spielt eine Schauspielerin, die Samsa gehörig Contra bietet.

Auf die Frage, wie es dem deutschen Film im Moment geht, antwortet Roehler: Ganz schlecht.Wir haben den Fehler gemacht von den öffentlich-rechtlichen Sendern mit ihrem spießigen Programmauftrag abhängig zu sein. In Deutschland ist es kaum noch möglich, einen Film zu drehen, der nicht unter dem Diktum der political correctness steht. In den Gremien herrscht ein schematisches Baukastendenken, die Verantwortlichen wissen gar nicht, ob das, was man ihnen vorlegt, gut oder schlecht ist. Meine Filme sind auch eine Attacke auf den guten Geschmack. Ich werfe gerne mit Dreck, aber die wollen nicht beworfen werden, denn sie erkennen sich zum Teil auch wieder, wenn ich sie in ihrer kleinkarierten Spiessigkeit porträtiere.“

Man hat das Gefühl, dass Roehler mit diesem Film seine Abschiedsvorstellung gibt.

In einem Interview erzählt er, dass er ein neues Drehbuch geschrieben hat. Man kann gespannt sein.

Er ist und bleibt ein Provokateur aus Leidenschaft.

Deutschland 2023; 131 Min.; R: Oskar Roehler; D: Oliver Masucci, Bella Dayne, Anne Ratte -Polle, Elie Kaempfen, Götz Otto

THE FALL GUY (Ein Mix aus Action, Komödie und Lovestory, angelehnt an „Ein Colt für alle Fälle“. Ryan Gosling spielt einen verliebten Stuntman. Kinostart: 30.4. 2024

„The Fall Guy“, mit Ryan Gosling als Stuntman, ist inspiriert von dem Klassiker „Ein Colt für alle Fälle“. Das Los der Stuntfrauen und Stuntmänner ist nicht das Beste. Sie sind von der Öffentlichkeit unbeachtete Helden, springen über Dächer, überschlagen sich mit Autos, fangen Feuer, stürzen sich in Tiefen und prügeln sich, was das Zeug hält.Ihre Namen kennt man meistens nicht.Ganz im Gegensatz zu den Stars ,die von ihnen gedoubelt werden. „The Fall Guy“ ist so etwas wie eine Liebeserklärung an den Stunt. Diesmal verkörpert von dem Kinostar Ryan Gosling als Colt Seavers, der monatelang wegen eines lebensgefährlichen Sturzes, sein Geld als Einparker der Gäste eines Restaurants verdient. Nicht mal seine Freundin, die Kamerafrau Jody (Emily Blunt), wusste davon.

18 Monate später holt ihn die Produzentin Gail (Hannah Waddingham) an den Set des Sci-Fi Knallers „The Metalstorm“ zurück, den ausgerechnet seine Ex-Freundin Jody Moreno dreht.

Colt soll ihren Hauptdarsteller Tom Ryder, (Aaron Taylor Johnson), für den Colt seine Knochen hingehalten hat und der plötzlich verschwunden, ist zurückholen. Es eilt, denn Jody steht kurz vor ihrem Regie- Debüt. Hinterhältig lockt Gail ihn mit der Tatsache, dass er dann Jody in Australien wiedersieht. „Dich kennt ja keiner. Du bist ja nur ein Stuntman.“ ruft sie ihm noch hinterher. Jody ist jedoch noch immer sauer auf ihn.

Wenn am Anfang eines Action-Films der Song von Kiss erklingt „I Was Made for Loving You“, kann man schon ahnen, dass es hier um weitaus mehr geht als um pures Action- Kino.

Es ist kein Geheimnis, wer die Filme von Gosling kennt, weiss, dass er auch Romantik kann. Ein „fall guy“ ist ein Sündenbock, ein Stuntman und jemand, der schwer verliebt ist, so Regisseur David Leitch, der selber ein Stuntman ist und es bis zum Filmregisseur geschafft hat und der mit diesem Film die klassischen Stunts würdigt, hat einen Mix aus einer Action-Romantik-Komödie gedreht,samt kleinen Gehässigkeiten von Jody, für Colts Ghosting-Abgang.

Leitchs Filme: „John Wick“ (2014), „Atomic Blond“ (2017), „Deadpool 2“ (2018) „Fast &Furious: Hobbs &Shaw“ „Bullet Train“ (2022)

USA 2024; 126 Min.; R: David Leitch; D: Ryan Gosling, Emily Blunt, Teresa Palmer, Winston Duke, Stephanie Hsu.

ARTHUR DER GROSSE (Nach einer wahren Geschichte. Ein streunender Hund wird zum Lebensretter eines Extrem-Sportler- Teams) Kinostart: 25.4. 2024

ARTHUR DER GROSSE

Der Extremsportler Michael Light (Mark Wahlberg) hat bei der Adventure-Racing- WM in Costa Rica 2015 eine falsche Entscheidung getroffen und dadurch die Meisterschaft verpatzt. Eine Tatsache, die ihn schwer getroffen hat. Es bleibt ihm noch eine Chance auf einen Titel: Die kommende Weltmeisterschaft 2018. Es ist gar nicht einfach für Light, Sponsoren zu finden. Dass er strandete, vergießt man ihm nicht so leicht. Er lässt sich aber nicht unterkriegen. Beim Racing geht es ums Überleben. Für die WM in der Dominikanischen Republik muss er ein starkes Team aufbauen. Es geht auch um die Anzahl der Follower. Da er falsch verstandenen Ehrgeiz über Teamgeist gestellt hat, wird es nicht einfach, sie zurück zu holen. Doch dem alternden Light bleibt keine Wahl. Das fünftägige Rennen über 435 Meilen ist knallharte Körperarbeit. Santo Domingo, vier Tage vor dem Rennen.Sein Team besteht aus dem bekannten Racing-Star Lucas (Simu Siu), einer super sportlichen Newcomerin (Nathalie Emmanuel) und den erfahrernen Chik, der mit Knieproblemen zu tun hat. Sie alle trainieren hart. Light ist guten Mutes.Ein strapaziöser Sprint durch total unwegsames Gelände liegt vor ihnen. Sie entdecken risikoreiche Abkürzungen , die sie nutzen und damit Zeit gewinnen.

Als Michael Light seinem Team eine Pause gönnt, gesellt sich ein streunender Hund zu ihnen, mit dem er sich anfreundet. Er gibt ihm den Namen Arthur. Der Hund folgt ihnen und sie können von seinem Orientierungssinn profitieren. Er wird sogar zu ihrem Lebensretter. Es stellt sich heraus, dass Arthur sehr krank ist und dringend Ruhe braucht. Wie soll sich Light nun entscheiden. Kümmert er sich um das liebgewordene Tier, dann kann er die Chance auf den Titel vergessen.

Die anrührende Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Bemerkenswerte Naturaufnahmen und atemberaubende Momente wechseln sich ab. Von dem Moment an, als der Hund auftritt, wird die Geschichte sehr emotional. Ein sehenswerter Film für die ganze Familie mit einer glaubwürdigen Botschaft. Anrührend und unterhaltsam.

OT: Arthurthe King; USA2024; 106 Min., R: SimonCellan Jones („The Family Plan“) D: Mark Wahlberg, Nathalie Emmanuell, Simu Siu, Juliet Rylance, AliSuliman

STERBEN (Ein Film über die Unfähigkeit zu lieben) Kinostart: 25.4. 2024

STERBEN

„Du musst auf dein Herz hören und auf deine Natur“.

In diesem berührenden Drama geht es um eine Familie,die im Angesicht des nahen Todes der Eltern schrecklich Trauriges entdeckt. Zwischen Vater und Mutter und den beiden erwachsenen Kindern , Tom (Lars Eidinger ) und seiner Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) herrscht totale Beziehungslosigkeit und emotionale Kälte).

Am Anfang sieht man Mutter Lissy (Corinna Harfouch) fast nackt, verschmutzt und hilflos auf dem Fußboden sitzen. Von ihren Kindern ist nichts zu sehen. Ihr Mann Gerd (Hans Uwe Bauer) ist senil und leidet an Parkinson.

Lissy ist total überfordert, sich um ihn zu kümmern. Der Pflegedienst kümmert sich, dass er in ein Pflegeheim kommt. Der Sohn Tom ist sehr hilfsbereit aber nicht, was sein Elternhaus betrifft.

Sein Freund und Komponist Bernard (Robert Gwisdek) hat eine Komposition, quasi „sterbend geschrieben“ und „Sterben“ genannt. Das Orchester soll diese Empfindung musikalisch umsetzen. Tom der Dirigent versucht sein Bestes, um zu retten, was noch zu retten ist, denn Bernard, will die Premiere verschieben, wenn es nicht so gespielt wird , wie er es sich vorstellt.

Inzwischen hat Lissy einen Herzinfarkt bekommen, bewegt sich mit Krücken und ist ziemlich mürrisch. Großartig gespielt.

Toms Exfreundin Liv (Anna Bederke) hat ein Kind bekommen. Ihr Wunsch ist es, dass Tom als Ersatzvater einspringt, denn dem Vater traut sie es nicht zu, dass er sich um das Kind kümmert. Tom war auch bei der Geburt dabei. Er willigt ein. Ellen, seine selbstzerstörerische Schwester ist dem Alkohol zugeneigt und hat eine Liebesgeschichte mit einem verheirateten Zahnarzt ( Ronald Zehrfeld).

Der Höhepunkt dieser 3-Stunden-Produktion ist eine etwa zwanzig-minütige Szene, bei Kaffee und Kuchen, in der Eidinger und seine Film-Mutter Corinna Harfouch eine der heftigsten Dialoge in einem deutschen Film führt, der für sie, die in der Rolle sterbenskrank ist, von befreiender Ehrlichkeit ist und erklärt, warum Tom so ist, wie er ist.

Glasers Film wird getragen von seinen eigenen Erfahrungen und Empfindungen, die er in seiner Familie erlebt hat. Die Geschichte dieser dysfunktionalen Familie zeigt das Drama der Unfreiwilligkeit, in etwas hineingeboren worden zu sein, was man sich niemals freiwillig ausgesucht hätte. Die Unfähigkeit zu lieben, kann so viele unterschiedliche Gründe haben.

Regisseur Matthias Glasner hat jedem seiner Protagonisten eine eigene Geschichte geschrieben und auch für amüsante Momente gesorgt.

Die einhundertachtzig Minuten Länge vergehen wie im Fluge. Für sein Drehbuch erhielt Glasner den Silbernen Bären auf der diesjährigen Berlinale.

Deutschland2024; 180 Min.; R: Matthias Glasner; D: Lars Eidinge, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Robert Gwisdek, Ronald Zehrfeld, Hans Uwe Bauer, Anne Berderke, Saskia Rosendahl.

EVIL DOES NOT EXIST (Vom japanischen Regisseur von DRIVE MY CAR) Der Film feierte im Wettbewerb der 80. Internationalen Filmfestspiele von Venedig seine Weltpremiere. Kinostart: 18.4. 2024

Takumi (Hitoshi Omika) und seine Tochter Hana (Ryo Nishikawa) leben im Dorf Mizubiki in der Nähe von Tokio. Sie führen ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur. Wunderschöne Baumkronen strecken sich gen Himmel.Im Wald wächst wilder Wasabi. Der Witwer Takumi holt die kleine Hana von der Schule ab, trägt sie Huckepack durch den Wald und erklärt ihr was für unterschiedliche Bäume dort wachsen. Es liegt noch Schnee. Ein trauriger Anblick: Ein erschossenes Rehkitz.

Takuni ist sehr hilfsbereit, bekannt im Dorf als ein Mann für alles. Er kümmert sich um die Wälder, er holt Quellwasser für das örtliche Udon Restaurant und erledigt alle möglichen, anfallenden Arbeiten.

Durch den bevorstehenden Bau eines Luxus-Campingplatzes, eine sogenannte „Glamping Anlage“, droht das ruhige und beschauliche Leben der japanischen Dorfgemeinschaft zerstört zu werden.

Allen ist klar, dass so ein Bau schwerwiegende Folgen für das ökologische Gleichgewicht der Region und dem Leben der Bewohner mit sich bringt. Um die Bewohner zu beruhigen, schickt die Firma zwei Vertreter nach Mitzubiki, damit die skeptischen Bewohner erfahren, was sie vorhaben.

Die Anwesenden können Fragen stellen. Angeblich sollen alle Vorbehalte berücksichtigt werden. Man schwärmt von einem Touristen – Hotspot, von dem die Gemeinde nur profitieren kann. Dass es den zukünftigen Betreibern nur darum geht, Subventionen abzugreifen ist allen versammelten schnell klar. Auch der Gemeindevorsteher ist dagegen. Da das Quellwasser für die Gemeinde lebenswichtig ist, müsste ein Klärwassertank für mindestens 50 Personen g gebaut werden.

„Sie wollen uns den Wölfen zum Fraß hinwerfen, um Profit zu machen“. Wegen der Subventionen muss alles schnell gehen.

Das Projekt wimmelt von Schleimscheissern. Es kommt zu keiner Einigung. Takumi pocht auf ein weiteres Treffen. Es erscheinen ein Mann und eine Frau. Sie bringen Takumi eine Pulle Alkohol mit, die er nicht annimmt. Die drei gehen zusammen essen. Um Takumi zu locken, schlägt ihm der Mann vor, ihn als Platzwart anzustellen. Das lehnt er ab. Er erklärt den beiden, was es alles zu bedenken gibt, sollte der Platz gebaut werden. Der Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben Holz hackt, scheint langsam zu verstehen, worüber Takumi spricht. In der Ferne hört man Gewehrschüsse, Rehe werden gejagd. Die kleine Hana ist mal wieder allein im Wald unterwegs.

Takumi geht sie suchen. Die Dorfbewohner wehren sich anfänglich noch verbal doch als sie bemerken, dass man sie nicht ernst nimmt, wird ihre Ablehnung massiver.

Nach seinem preisgekrönten Drama „Drive My Car“ (2021) hat Regisseur Ryusuke erneut mit der Komponistin Eiko Ishibashi zusammengearbeitet. Für ihn sind Bild und Musik untrennbar mit einander verbunden. Er nimmt sich viel Zeit für jede Einstellung und für jeden Dialog und für die Tätigkeit seiner unterschiedlichen Figuren. In ruhigen Einstellungen entscheidet sich Hamguchi mit seinem Kameramann Yoshio Kitagawa eine meditative, poetische Parabel über die intensive Beziehung zwischen Mensch und Natur und die negativen Auswüchse des Kapitalismus. Die Rolle, die der Mensch dabei spielt , damit die Schönheiten der Natur nicht zerstört werden, sind seine Inspiration für eine wunderschöne Bildsprache und Musik.

Hamaguchi: „ Man zerbricht,wenn es kein Gleichgewicht gibt“. Das Ende seines Films EVIL DOES NOT EXIST, entspricht seinem Wunsch, dass man sich als Zuschauer Gedanken macht, warum ist das wohl so passiert, sagt er im Interview. (Quelle: cinema 4/24

Japan 2023; 106 Min.; R: Ryusuke Hamaguchi; D: Hitoshi Omika, Ryo Nishikawa, Ryuji Kosaka.

QUEER EXILE BERLIN (Eine Dokumentation über queere Menschen die in der Hauptstadt Zuflucht gefunden haben, von Jochen Hick) Berliner Premiere: 17. April 2024 im Kino moviemento mit Jochen Hick und seinem Team. Regulärer Kinostart: 18. April 2024

Nach seinen beiden Filmen OUT IN EAST BERLIN (2013) und MY WONDERFUL WEST BERLIN (2017), vervollständigt Jochen Hick mit QUEER EXILE BERLIN seine dokumentarische Trilogie. Es begann damit, dass er in der geteilten Hauptstadt queere Zeitzeugen zu Worte kommen liess und mit ihren Berichten die damalige Zeit erlebbar machte.

In seinem dritten Teil geht es um die jüngere Vergangenheit und Gegenwart Berlins, wo er auch die Wandlung Berlins in den letzten Jahrzehnten skizziert. Berlin ist mittlerweile zur Wahlheimat queerer Menschen aus aller Welt geworden, die hier Freiheit und Aktivismus suchen. Für viele freiwillig, für andere unfreiwillig. Ein Zufluchts-Ort, der nicht unbedingt verspricht, was man sich vorgestellt-und erhofft hat. Alle Menschen die Hick in seinem Film portraitiert sprechen sehr reflektiert über dass, was sie bewegt und was sie erhofft haben. Besonders für Immigranten ist es nicht immer leicht, Fuß zu fassen.

Das Fazit der unterschiedlichen Personen lautet ähnlich: „Du kannst nach Berlin kommen, um dich selbst zu erfinden aber du musst stark sein.

Da ist Haidar, der aus Syrien geflüchtet ist und in vielfältigen Kostümierungen tanzt und performt als „Der Darvish“.

Mischa, der in Russland geboren wurde, aber Armenier ist, sucht seine eigene Identität indem er verschiedene Kunstformen ausprobiert, unter anderem hat er ein Experiment, das Projekt: „SAVE THE DATE“gewagt. Jean -Ulrick, geboren in Haiti, in New York aufgewachsen, kam Anfang der 2000er nach Berlin, hat sich prima eingelebt und lebt von erfolgreicher Kunst.

Drag-Queen Gloria Viagra kam schon als Kind nach Berlin, hat die traurige Aids-Epidemie miterlebt und reflektiert über vergangene Zeiten und die junge Queer-Generation. „Kreuzberg war queer und Schöneberg schwul“. Sie ist die Einzige, die herrlich berlinert.

Das Berlin besonders safe ist, stellt sich als Trugschluss heraus. Auch die Suche nach einer festen Beziehung ist nicht leicht. Das Hauptaugenmerk in Hicks Film liegt auf Eunice Franko, die aus Portugal kommt, einer Transfrau, die er nach Marbella begleitet, als sie sich operieren lässt. Die Operation musste wegen Corona abgebrochen werden und auf später verschoben Eunice bricht in Tränen aus.Während der Corona-Zeit war die Schließung der Party-Locations eine Katastrophe. Die gesamte Szene veränderte sich und es wurden verstärkt Drogen genommen.

Auch die lesbische Monika Tichy, die nach Aufenthalten im homofeindlichen Polen, beschlossen hat, dort zu bleiben, indem sie eine Organisation ins Leben gerufen hat, die sich um verfolgte Homo-Sexuelle kümmert und ihnen bei Auswanderungen behilflich ist. Die Situation dort ist fatal. Das Patriarchat hasst Schwule. Immer noch hört man Rufe wie: „LGBT, Homophobie ist Sünde. Hört nicht auf den Teufel, hört auf Gott.“

Bei Eunice kehrt Freude ein: Alles ist gut verlaufen. Weil in Dänemark die bürokratischen Formalitäten weitaus einfacher sind hat sie in Kopenhagen ihre Freundin geheiratet.Ein große Dankbarkeit gilt ihren Eltern, die sie so akzeptiert haben, wie sie ist. Im Rückblick ist sie total zufrieden mit dem allen, was sie gewagt hat. Früher gab es noch die Berliner Schnauze, davon ist heute nicht mehr viel übrig. Alles ist aggressiver geworden. Es ist interessant, die einzelnen Selbstfindungsprozesse der Protagonisten zu verfolgen

Deutschland 2023; 105 Min.; Regie und Buch: Jochen Hick ; Mit Eunice Franko, Monika Tichy, Gloria Viagra, Haidar Darvish, Jean- Ulrick Désert, Mischa Badasyan, Alyha Love

WHITE BIRD ( Ein Jugendfilm über das Verschleppen von Jugendlichen in KZs ohne ihre Eltern. Ausgeführt von der Wehrmacht in Frankreich 1942) Ein mitreißendes Drama Kinostart: 11.4. 2024

WHITE BIRD, ein Drama, dass im besetzten Frankreich spielt, als jüdische Kinder, direkt aus der Schule heimtückisch in die Kzs geschickt wurden, ohne dass die Eltern etwas davon wussten, eingebettet in eine Rahmenhandlung: Julian (Bryce Gheisar) hat seinen Mitschüler Auggie (Jacob Tremblay) derartig gemobbt, dass er von der Schule flog. Auf einer neuen Schule, soll er sich nun beweisen.

Aus diesem Grund erzählt ihm seine jüdische Großmutter Sara ( Helen Mirren) eine tragische Geschichte aus ihrer Kindheit im besetzten Frankreich, um an sein Gewissen zu appellieren. Eine Zeit, in der die Judenhetze ihren Anfang nahm. Die Kinder in der Schule verstehen nicht, warum sie auf einmal so gehasst werden. Die ersten Verhaftungen finden statt.

Die 15-jährige Sara (Ariella Glaser) geht auf die Lafayette-Schule, zeigt ihrer Lehrerin fantasievolle Zeichnungen, die sie gemalt hat, scherzt und lacht mit ihren Mitschülern und muss abrupt um ihr Leben laufen, da die Wehrmacht plötzlich in der Schule auftaucht und nach jüdischen Kindern sucht. Sie muss schleunigst einen Ort finden, wo sie sich verstecken kann. Sie hetzt erst einmal durch ihren geliebten Wald.

Der einzige, der ihr hilft ist der von allen Mitschülern gehänselte Julien (Orlando Schwerdt), der wegen seiner Krücken verspottet wird. Auch Sara hat ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt.

Julien versteckt Sara in der Scheune seiner Eltern, wo sie sich auf dem Heuboden verkriechen kann. Es ist eine lange Zeit, die sie sich verstecken muss. Um ihr diese schreckliche Zeit zu verschönern, bringt er ihr nicht nur Stifte und Bücher, sondern unternimmt mit ihr gemeinsame Ausflüge in die Fantasie: Die berührensten Momente in diesem Film:Weil Julien noch nie in Paris war, unternimmt er mit Sara eine imaginäre Autofahrt, mit beider Vorstellungskraft in diese Stadt und zu Saras besonderem Vergnügen, schlüpft er in die Rolle von Charlie Chaplin. Und weil es so schön war, fahren sie einige Tage später nach New York. Die Scheune ist jetzt Saras Zuhause und ihr Beistand ist Julien. Seine Eltern versuchen herauszufinden wo Saras Eltern sein könnten. Sie müssen jetzt höllisch aufpassen, denn einige Jungen aus ihrer Klasse, die Julien ständig als Krüppel bezeichnen, haben Lunte gerochen, wo Sara sein könnte. Eine Klicke, die nicht lange fackelt zuzuschlagen.

Es ist eine tragische Geschichte über Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, aufwühlend und bewegend und herzergreifend gespielt von den jugendlichen Darstellern, in einer düsteren Zeit, verfilmt nach Raquel J. Palacio Roman von 2017 „Wunder“.

Der pädagogische, erzieherische Unterton der Großmutter beim Erzählen im heutigen NewYork , um das Verhalten ihres Enkelsohns zu verbessern, hätte nicht sein müssen. Ihre Geschichte wäre stark genug, ohne diese Attitüde.

USA2023; 120Min.; R: Marc Foster („Wenn Träume fliegen lernen“, „Drachenläufer“); D: Ariella Glaser, Orlando Schwerdt, Gillian Anderson, Helen Mirren.

DEINE SCHÖNE HÖLLE (Drama über eine toxische Liebe, bestehend aus Demütigungen, Sex und Gewalt) Kinostart: 11.4.2024

DEINE SCHÖNE HÖLLE

Die Geschichte fängt ganz harmlos an. Ein Mann und eine Frau , Yann und Alicia, lernen sich in einer Bar kennen.

„Findest Du mich schön, dann fick mich“, fragt sie ihn. Er bejaht ihre Frage. Schon eine kurze Zeit später fahren beide auf ihren Wunsch, für einige Tage ans Meer. Sie gesteht ihm, dass sie noch mit einem Mann zusammenlebt aber nicht mehr lange. Als sie zufällig auf Yanns Handy das Foto einer dunkelhäutigen Frau sieht, rastet Alicia aus. Sie beschimpft Yann aufs übelste und prügelt auf ihn ein. Kurze Zeit später zeigt sie Reue. Es dauert nicht lange und man begreift, dass man es mit einer toxischen Liebesbeziehung zu tun hat. Besonders Alicia hat mit einer psychischen Störung zu kämpfen. Immer wieder will sie wissen, ob sie schön ist, immer wieder beschimpft sie nach intensivem Sex und ohne jeden Anlass, den Mann, der sich ihr gegenüber devot verhält. Diese Ausraster und Beschimpfungen vermitteln ihr ein Gefühl von Macht und Stärke, denn ihr Selbstbewusstsein scheint gelitten zu haben. Dazwischen gestehen sich beide, dass sie sich lieben und keine fünf Minuten später brüllt sie lauthals zu gehen und nicht mehr wiederzukommen. Man nennt es Borderline – Syndrom. Das führt so weit, dass sie mit gepacktem Koffer bei ihm klingelt und ungeniert bei ihm einzieht. Sie ist sogar so dreist, sich einen Kleiderschrank zu kaufen, den sie an seine Adresse liefern lässt. Sie eröffnet ihm, anzufangen zu studieren.

Yanns 12-jährige Tochter Thilda, die bei seiner Ex-Frau lebt, ist entsetzt als sie mitbekommt, in was für eine kranke Beziehung er seine Zeit investiert. Eigentlich müsste er sich um seinen Fotografen – Job mehr kümmern, denn der läuft zur Zeit nicht sehr gut. Auch seine Fußballfreunde wundern sich.

Bei einer Ausstellung lernt Yann eine Schweizerin kennen, Tabea, äusserlich ähnlich mit Alicia, die ihn geschickt umgarnt und der er ins Hotel folgt. Beide geniessen heftigen Sex und treffen sich wieder.

Yanns Schwäche: Er kann nicht widerstehe und sucht eine Abwechslung. Auch diese Frau treibt ein egoistisches Spiel mit ihm.

Der Independent Regisseur Detlf Bothe spielt die Rolle des Yann , Ariella Hirshfeld spielt die Rolle der Alicia. Das ist mutig von ihr, denn es geht auch um viel nackte Haut.

Fazit: Es geht heftig zu in diesem Film, der mehr tragisch als amüsant ist.

Toxische Liebe, Demütigungen, Sex und Gewalt, sind das Thema.

Für mich war es sehr befremdlich, dass so viel gelacht wurde, ein Lachen, das eher wie ein Auslachen klang, besonders was Alicias Verhalten betraf.

Am Ende des Dramas ein trauriges Bild: Yann und Alicia, die nun auch noch schwanger ist. und trotzdem kräftig zu Drogen greift, liegen Hand in Hand nebeneinander im Bett und gestehen sich ihre Liebe. Beide wirken depressiv. Aber, wenn sie sich keine Hilfe holen, wird es immer so weitergehen. Ein Film, den man mag oder aber auch nicht. Traurig Beide befinden sich in einer unaufhörlichen Hölle. Die Erstaufführung fand auf dem Hofer Filmfestival statt.

Deutschland 2023; 117 Min.; R: Detlef Bothe; D: Detlef Bothe, Ariella Hirshfeld, Fabienne Lopes, Johannah Freimuth, Wolfgang Hammerschmid, Nina Brandhoff, Sascha Maaz, Susanne Landsfried, Mila Stephan, Anno Köhler