QUEER EXILE BERLIN (Eine Dokumentation über queere Menschen die in der Hauptstadt Zuflucht gefunden haben, von Jochen Hick) Berliner Premiere: 17. April 2024 im Kino moviemento mit Jochen Hick und seinem Team. Regulärer Kinostart: 18. April 2024

Nach seinen beiden Filmen OUT IN EAST BERLIN (2013) und MY WONDERFUL WEST BERLIN (2017), vervollständigt Jochen Hick mit QUEER EXILE BERLIN seine dokumentarische Trilogie. Es begann damit, dass er in der geteilten Hauptstadt queere Zeitzeugen zu Worte kommen liess und mit ihren Berichten die damalige Zeit erlebbar machte.

In seinem dritten Teil geht es um die jüngere Vergangenheit und Gegenwart Berlins, wo er auch die Wandlung Berlins in den letzten Jahrzehnten skizziert. Berlin ist mittlerweile zur Wahlheimat queerer Menschen aus aller Welt geworden, die hier Freiheit und Aktivismus suchen. Für viele freiwillig, für andere unfreiwillig. Ein Zufluchts-Ort, der nicht unbedingt verspricht, was man sich vorgestellt-und erhofft hat. Alle Menschen die Hick in seinem Film portraitiert sprechen sehr reflektiert über dass, was sie bewegt und was sie erhofft haben. Besonders für Immigranten ist es nicht immer leicht, Fuß zu fassen.

Das Fazit der unterschiedlichen Personen lautet ähnlich: „Du kannst nach Berlin kommen, um dich selbst zu erfinden aber du musst stark sein.

Da ist Haidar, der aus Syrien geflüchtet ist und in vielfältigen Kostümierungen tanzt und performt als „Der Darvish“.

Mischa, der in Russland geboren wurde, aber Armenier ist, sucht seine eigene Identität indem er verschiedene Kunstformen ausprobiert, unter anderem hat er ein Experiment, das Projekt: „SAVE THE DATE“gewagt. Jean -Ulrick, geboren in Haiti, in New York aufgewachsen, kam Anfang der 2000er nach Berlin, hat sich prima eingelebt und lebt von erfolgreicher Kunst.

Drag-Queen Gloria Viagra kam schon als Kind nach Berlin, hat die traurige Aids-Epidemie miterlebt und reflektiert über vergangene Zeiten und die junge Queer-Generation. „Kreuzberg war queer und Schöneberg schwul“. Sie ist die Einzige, die herrlich berlinert.

Das Berlin besonders safe ist, stellt sich als Trugschluss heraus. Auch die Suche nach einer festen Beziehung ist nicht leicht. Das Hauptaugenmerk in Hicks Film liegt auf Eunice Franko, die aus Portugal kommt, einer Transfrau, die er nach Marbella begleitet, als sie sich operieren lässt. Die Operation musste wegen Corona abgebrochen werden und auf später verschoben Eunice bricht in Tränen aus.Während der Corona-Zeit war die Schließung der Party-Locations eine Katastrophe. Die gesamte Szene veränderte sich und es wurden verstärkt Drogen genommen.

Auch die lesbische Monika Tichy, die nach Aufenthalten im homofeindlichen Polen, beschlossen hat, dort zu bleiben, indem sie eine Organisation ins Leben gerufen hat, die sich um verfolgte Homo-Sexuelle kümmert und ihnen bei Auswanderungen behilflich ist. Die Situation dort ist fatal. Das Patriarchat hasst Schwule. Immer noch hört man Rufe wie: „LGBT, Homophobie ist Sünde. Hört nicht auf den Teufel, hört auf Gott.“

Bei Eunice kehrt Freude ein: Alles ist gut verlaufen. Weil in Dänemark die bürokratischen Formalitäten weitaus einfacher sind hat sie in Kopenhagen ihre Freundin geheiratet.Ein große Dankbarkeit gilt ihren Eltern, die sie so akzeptiert haben, wie sie ist. Im Rückblick ist sie total zufrieden mit dem allen, was sie gewagt hat. Früher gab es noch die Berliner Schnauze, davon ist heute nicht mehr viel übrig. Alles ist aggressiver geworden. Es ist interessant, die einzelnen Selbstfindungsprozesse der Protagonisten zu verfolgen

Deutschland 2023; 105 Min.; Regie und Buch: Jochen Hick ; Mit Eunice Franko, Monika Tichy, Gloria Viagra, Haidar Darvish, Jean- Ulrick Désert, Mischa Badasyan, Alyha Love

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