Marc Forster („Monster Balls“) verfilmte die Buchadaption „Ein Mann namens Ove“ von 2015 neu.
Der Film war in Schweden einer der erfogreichsten Filme aller Zeiten.
Nun schlüpft Tom Hanks als Otto in die Rolle des Stinkstiefels vor dem Herrn, ganz und gar kein nice Guy, als den wir ihn sonst kennen. Eher eine tragische Figur. Man kann es auch so ausdrücken: Hanks löst Rolf Lassgard ab.
Weil sich Otto in der Firma nicht mehr wohlfühlt, geht er vorzeitig in den Ruhestand, kündigt all seine Verträge, die Torte, die man ihm zum Abschied schenkt, will er nicht. Im Baumarkt hat er Seil und Ösen gekauft aber nicht, ohne den Verkäufer in den Wahnsinn zu treiben. Er hat vor, sich zu erhängen. Er hat schon die Schlinge um den Hals gelegt, als es draussen kracht. Wütend steigt er von seinem Stuhl und rennt raus, weil in seiner Straße ein Auto mit Anhänger parken will, obwohl Autofahrern das Parken in der Straße streng verboten ist. Ein Paar mit zwei Kindern ist dabei umzuziehen. Otto ist ein mürrischer Pedant, der die ganze Nachbarschaft mit seinem Kontrollwahn drangsaliert.
Seit er seine Frau verloren hat, ist ihm jede Lebensfreude verloren gegangen. Noch wissen die neuen Nachbarn nicht, mit wem sie es da zu tun kriegen. Die aus Mexiko stammende, schwangere Marisol (Mariana Trevino), die mit ihrer Familie einzieht, begrüßt ihn total herzlich und überreicht ihm später als Willkommensgeschenk einen Topf mit einem selbstgekochten Essen, mexikanisches Chili – Hühnchen. Er ist schon wieder dabei, sich das Leben zu nehmen. Es ist nicht sein letzter Versuch, bei dem er gestört wird. Die Sache wird zum „Running Gag“. Es ist laut seit dem Marisol mit ihren zwei Kindern eingezogen ist. Und da ihr Mann auch noch handwerklich total unbegabt ist, regt sich Otto auf, weil er ihm behilflich sein muss. Sein krankhafter Ordnungssinn zwingt ihn quasi dazu. Mit ihrer unbefangenen, lateinamerikanischen Lebensfreude, nimmt Marisol dem notorischen Quengler den Wind aus den Segeln. Otto wird sogar zum Babysitter der neuen Nachbarn.
In berührenden Rückblenden erfährt man den Grund, warum er den Kontakt zu der Außenwelt immer mehr verlor. Und dann ist ja da auch noch der herzlose Immobilienriese, der die älteren Bewohner los werden will, um den Ort zu gentrifizieren, was Otto ganz und gar nicht gefällt.
In den Rückblenden spielt Toms Sohn Truman, in seiner ersten größeren Rolle, den jungen Otto, in einer der berührensten Kennlerngeschichten eines jungen Paares, an der Seite von Rachel Keller.
Es macht Freude zu sehen, dass Marisol und ihre Familie keine Angst vor Ottos Verhalten haben, sondern anerkennen, was er für die Nachbarschaft leistet und letztendlich sein gutes Herz erkennen. Für Otto sind die neuen Nachbarn ein regelrechter Glückstreffer.
„Ein Mann namens Otto“ versprüht eine wohltuende Herzenswärme, die man nicht so oft in amerikanischen Filmen sieht. Traurig, zartes Gefühlskino mit einem glaubwürdigen Hauptdarsteller.
OT: A Man Called Otto; USA 2023; 126 Min.; R: Marc Forster; D: Tom Hanks, Truman Hanks, Mariana Trevino, Rachel Keller, Manuel Garcia- Rulfo, Cameron Britton, Mike Birbiglia, Christiana Montoya