JOYLAND (Das Regiedebüt von Saim Sadiqist der erste pakistanische Film, der je für den Auslandsoscar eingereicht wurde Er gibt Einblicke in pakistanische Familienstrukturen, die auf der Kippe stehen.) Kinostart: 9.11.2023

Der gutmütige, arbeitslose und kinderlose Haider (Ali Junejo) lebt in einem Mehrgenerationenhaus in Pakistan. Da er viel Zeit hat, springt er ein, wenn Hilfe gebraucht wird. Er versorgt die Kinder seines Bruders, steht in der Küche und kocht und kümmert sich um den pflegebedürftigen Vater. Als der Vater ihn bittet ein Schaf zu töten, was bedeutet dem Tier die Kehle durchzuschneiden, macht er auch das, obwohl es ihm total widerstrebt. Der Vater ist Witwer (Salmaan Peerzada), sitzt im Rollstuhl und wird von allen Abba genannt. Er ist das Zentrum der Familie. In der Wohnung leben er, seine beiden erwachsenen Söhne und deren Familien. Saalem und seine Ehefrau Nucchi, beide erwarten ihr viertes Kind, eine Tochter, Abba wünscht sich lieber einen Enkel. Haider mit seiner Ehefrau Mumtaz (Rasti Farooq), die als Kosmetikerin arbeitet und das Geld nach Hause bringt.

Dass die beiden noch kinderlos sind, missfällt Abba gewaltig. Es ist unüblich, dass ein Mann Hausfrauenpflichten übernimmt. Ein Mann soll zur Arbeit gehen und Kinder zeugen. Mumtaz mag ihren Job und geht gerne zur Arbeit. Für sie bedeutet es Freiheit.

Ein Freund kann Haider einen Job vermitteln. Haider greift zu. Er kann in einem Erotik-Tanztheater als Backgroundtänzer auftreten. Seine Chefin ist Biba (Alina Khan), eine Transfrau, die aber nur in den Pausen auftreten darf und ihm die nötigen Moves beibringt. Dem Vater erzählt er, dass er einen Managerjob angenommen hat. Da Haider jetzt Geld verdient, soll seine Frau ihren Job aufgeben und sich um den Haushalt kümmern. Und dann ist sie auch noch schwanger mit einem Jungen. Eine Tatsache, die genau in die familiären Strukturen passt aber bei Mumtaz eine Depression auslöst. Sie verzweifelt an der Rolle der Hausfrau. Haider hat sich in seine Chefin verliebt und findet allmählich heraus wer er wirklich ist. Mumtaz und Haider versuchen aus der Situation das Beste zu machen, zueinander zu halten, was aber nicht so recht gelingt. Unterschätzen darf man auch nicht die geschwätzige Nachbarschaft, der kein Gerücht entgeht.

Alina Khan ist die erste Transfrau die in einer Hauptrolle in einem pakistanischen Film auftritt.

Regisseur Saim Sadiq ist mit seinem Debütfilm JOYLAND ein sanfter gesellschaftskritischer Film gelungen, der ohne Holzhammermethoden Einblick in die familiären Strukturen einer pakistanischen Familie gibt, der zeigt, wie schwierig es ist, zu sich selbst zu finden. Die Atmosphäre seines Films ist ungemein dicht und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet.

JOYLAND ist der erste pakistanische Film der in Cannes seine Premiere feierte und dabei den Jurypreis „Un Certain Regard“ und die Queer Palm gewann. Sogar auch Pakistans erster Film, der es auf die Oscar-Shortlist in der Kategorie Bester Internationaler Film schaffte.

„Es gibt solche Charaktere wie Biba im Film heute schon in Pakistan, trans Personen, die nach Freiheit streben und Teil der Gesellschaft sein wollen und in Pakistan sichtbar sind. Aber diesen Spiegel will die Öffentlichkeit im Film nicht vorgehalten bekommen. Sie will nicht wissen, dass es schon Realität ist.“ Und so schwebte Sadiq während der Dreharbeiten ständig in Angst, welche Reaktionen sein Film im Land auslösen würde. Er bleibt dabei. Was es in der Realität gibt, muss gezeigt werden. JOYLAND wurde kurz vor der Veröffentlichung in Pakistan verboten und ist auch weiterhin nicht in allen Regionen freigegeben, so auch in Lahore, derOrt , in dem er spielt.

Pakistan 2022; 127 Min.; R: Saim Sadiq; D: Ali Junejo, Alina Khan, Rasti Farooq, Sarwat Gilani, Salmaan Peerzada

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