JUST MERCY Start: 27.2.2020 (Ein Justizirrtum, das fassungslos macht)

„Just Mercy“ basiert auf einer nachdenklich stimmenden wahren Geschichte. Nach Abschluss seines Jurastudiums in Harvard stehen dem Afro-Amerikaner Bryan Stevenson (Michel B.Jordan) beruflich alle Türen offen. Doch er verzichtet auf lukrative Jobs und geht stattdessen nach Alabama, um sich für Häftlinge zu engagieren, die sich keine angemessene Verteidigung leisten können oder gar zu Unrecht verurteilt wurden. Sein Einsatz gilt besonders denen, die im Todestrakt sitzen und auf ihre Hinrichtung warten. Endlich kommt mal jemand, der ihnen wirklich zuhört. Die meisten von ihnen sind dunkelhäutig. Sein erster Fall ist der Afroamerikaner Walter McMillian (Jamie Foxx), der 1987 ein weisses Mädchen ermordet haben soll. Doch Walter hält es für sinnlos mit Stevenson zu sprechen. Er trägt so viel Schmerz in sich, trauert mit den Mitgefangenen mit und glaubt nicht mehr daran, dass ihm irgend jemand hilft. „In Alabama bist du als Schwarzer bereits schuldig, wenn du geboren bist“. Die einzige Zeugenaussage, die gegen ihn spricht, stammt von von einem inhaftierten weissen Kriminellen, der ein Motiv hatte zu lügen und dem die Geschworenen einstimmig glaubten. Bevor Stevenson überhaupt zu Walter gelassen wird, muss er sich nackt ausziehen und sich durchsuchen lassen. Ein Affront, der einem weissen Verteidiger nicht passiert. Stevenson lässt nicht locker. Er setzt alles daran, den zuständigen Staatsanwalt (Rafe Spall) dazu zu bewegen, den Fall neu aufzurollen. Um sein Gesicht nicht zu verlieren, lehnt er ab. Zusammen mit der jungen Aktivistin Eva Ansley (Brie Larson) gründet der junge Anwalt die „Equal Justice Initiative“ um weitere Beweise für Walters Unschuld zu finden. Zutiefst erschüttert wird Stevenson Zeuge einer Hinrichtung eines Mitgefangenen, der auf den elektrischen Stuhl geführt wird. Ein schreckliches Erlebnis, dass ihn um so mehr motiviert. Die Grundlage dieses aufrüttelnden Films ist Stevensons Buch „Ohne Gnade: Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA“. Darin deckt er auf, wie perfide das Strafrechtssystem in den USA funktioniert. Es ist geprägt von Rassismus, Diskriminierung und zum Himmel schreiender Ungerechtigkeit, ein System, was eindeutig auf dem weissen Auge blind ist. Seit 1976 wurde in den USA die Unschuld von 166 zum Tode verurteilten Gefangenen bewiesen. Auch wenn die Ereignisse in diesem Film etwa 30 Jahre zurückliegen, hat sich bis heute nicht viel geändert.

Regisseur Destin Daniel Cretton („Schloss aus Glas“) legt in seinem Film den Finger tief in die Wunde des nicht totzukriegenden Rassismus. Als Zuschauer spürt man eine ungeheuerliche Fassungslosigkeit und Wut. „Just Mercy“ ist ein Film, der noch lange, lange nachwirkt.

In weiteren Rollen: Rob Morgan, Tim Blake Ralph Myers, O`Shea Jackson und KaranKendrick. Drehbuch: Daniel Cretton und Andrew Lanham. Kamera: Brett Pawlak

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