I, TONYA START: 22.3.2018

I, TONYA erzählt die wahre und höchst dramatische Geschichte der amerikanischen Eiskunstläuferin Tonya Harding. Sie kam weltweit in die Schlagzeilen, als im Januar 1994 ein Attentat auf ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan verübt wurde. Die Nachforschungen ergaben, dass die Täter zum Umfeld ihres Ex-Mannes gehörten. T. Harding wurde von der Boulevard Presse als „Eishexe“ tituliert und von ihrem Verband lebenslang gesperrt.

Bis heute bestreitet T. Harding von dem Attentat gewusst zu haben, dass ihr Ex in Auftrag gegeben hat. War sie wirklich das herzlose Monster, als das die Medien sie inszenierten?

Was wirklich wahr ist und was nicht und wie sich „Wahrheit“ verändern kann, je nach dem, welchen subjektiven Standpunkt man vertritt, davon handelt dieser Film.

Das ungewöhnliche Drehbuch stammt aus der Feder von Steven Rogers (P.S. ICH LIEBE DICH, SEITE AN SEITE),  sein Trick, sein Drehbuch basiert auf Interviewpassagen aller Beteiligten, in die er vorhandene O-Töne eins zu eins, einbaute.

Tonya Harding kommt aus der sogenannten Weissen Unterschicht (White- Trash). Sie wurde von ihrer hartherzigen Mutter als kleines Mädchen regelrecht auf`s Eis geprügelt und ständig beschimpft. Von klein auf war Tonya  eine Aussenseiterin der Eiskunstlaufgesellschaft und wusste ganz genau, dass sie nicht gemocht wurde. Es war ihr egal. Sie entwickelte sich zu einer gnadenlosen Rebellin. Ihre Mutter steckte jeden Pfennig in die Karriere ihres Kindes. Gerne verhöhnte sie ihre Tochter mit den Worten, dass sie ein dummes Miststück sei und meint, Schläge zu verdienen. Auch ihr Freund und späterer Ehemann schlägt sie brutal und Tonya glaubt noch immer, daran schuld zu sein. Sie kannte es nicht anders. Ihre Mutter war überzeugt davon, dass ihre Tochter bessere Leistungen ablieferte, wenn man sie demütigt und ihr einredet, dass sie nichts kann. Irgendwann fing sie an zurückzuschlagen. Sie gab nicht auf und kämpfte solange, bis sie die erste Amerikanerin war, die den komplizierten Dreifach-Axel auf dem Eis absolvierte und weltweiten Ruhm erlangte. Noch immer entsprach sie nicht dem Image einer „Prinzessin auf dem Eis“, die nur durch ihre sportlichen Leistungen auffiel aber leider nicht dem Äusseren einer „lieblichen Eisprinzessin“ entsprach und das ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan perfekt beherrschte.

Regisseur Craig Gillespie inszenierte das Drama mit sehr viel schwarzem Humor bis hin zur Satire. Spätestens ab  dem Moment, wo ihr Ex-Mann zwei Vollpfosten anheuert, der Rivalin erst Drohbriefe zu schicken und dann das Knie zu zertrümmern und die sich dümmer anstellten, als die Polizei erlaubt, wendet sich das Geschehen zu einer Lachnummer. Auch als man mitbekommt, wie Tonyas Mutter einem Typen auf der Tribüne im Eisstadion Geld zusteckt mit den Worten, wiederholt ihrer Tochter zuzubrüllen, dass sie Scheisse sei, glaubt man es kaum. Und das, nur um sie anzustacheln. Fassungslos verfolgt man die Intrigen und Gemeinheiten und ist gleichzeitig zutiefst berührt, wie es Tonya, trotz aller Widrigkeiten, geschafft hat, sich zäh bis nach oben zu kämpfen. Ja…..wenn nicht der berühmte Vorfall gewesen wäre, bei dem sie sich total verzettelte und der das Ende ihrer Karriere auf dem Eis bedeutete.

I, TONYA ist ein Kinofilm und keine Dokumentation und das ist auch gut so. Der Zuschauer kann selbst entscheiden, was wahr ist und was nicht. Nach dem tragischen Desaster, steigt sie später in den Boxring und wie sagt Margot Robbins, die nicht nur die Rolle der Tonya grandios spielt, sondern den Film auch produziert hat, ganz souverän in einem Interview: „Vielleicht hat sie unbewusst gespürt, dass die Öffentlichkeit sie als Boxerin sehen wollte, dass ihr Schläge verpasst werden, sowie ihrer Konkurrentin Schläge auf`s Knie verpasst wurden.“

Allison Janney bekam den Oscar als Beste Nebendarstellerin für die Rolle als hartherzige Mutter.

Meine persönliche Anmerkung: „Auch wenn sie von dem Attentat gewusst haben sollte und es nicht verhindert hat, kann man sie verstehen. Nach all dem, was sie durchgemacht hat und sie nichts anderes konnte, als sich auf dem Eis zu bewegen, eine nachvollziehbare Reaktion“.

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