THE KILLING OF A SACRED DEER START: 28.12.2017

Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos verwebt in seinem neuen Film A KILLING OF A SACRED DEER Elemente der griechischen Tragödie „Iphigenie in Aulis“ mit Elementen des Horrorfilms.

Nach dem Willen der Götter soll Agamemnon seine Tochter Iphigenie töten. Am Ende bleibt sie verschont, stattdessen wird eine Hirschkuh geopfert.

Ein Herzchirurg steht vor einer grauehaften Entscheidung: Wegen eines Kunstfehlers seinen Sohn oder die gesamte Familie zu opfern. Schon die  Eingangssequenz lässt nichts Gutes ahnen. In Grossaufnahme sieht man ein schlagendes Herz in einem geöffneten Körper. Jemand ist dabei mit behandschuhten Händen die Wunde wieder zuzunähen. Schnitt.

Ein Mann geht mit einem etwa 16-jährigen Jungen die Strandsstrasse entlang. Sie bleiben stehen, der Mann gibt dem Jungen ein Geschenk, eine teure Armbanduhr. Man weiss nicht so recht . Es hat den Anschein, als handelt es sich um einen Sugardaddy mit seinem jungen Geliebten.

Bei dem Mann handelt es sich um den Herzchirurgen Dr. Steven Murphy (Colin Farrell) und dem Jungen Martin (Barry Keoghan), dessen Vater bei einem Routineeingriff auf dem OP-Tisch des Herzchirurgen gestorben ist und der ihm den Tod seines Vaters anlastet. Steven kümmert sich um den Jungen, mehr aus Mitleid als aus Schuldgefühlen. Steven, der mit seiner Frau Anna (Nicole Kidman), sie ist Augenärztin, und den beiden Kindern in einem luxuriösen Haus lebt, lädt den Jungen zu sich ein. Noch ahnt Niemand, was der Junge im Schilde führt. Geschickt spannt er seine Fäden, in denen sich die Familie immer mehr verheddert.

Wie narkotisiert lässt Lanthimos seine Protagonisten agieren. Fast roboterartig und kühl sind ihre banalen Dialoge, die an routinierte Eintragungen einer Krankenakte erinnern. Auch die Kinder agieren ohne jede Emotion. Der Sex zwischen ihren Eltern ist gefühllos und rein mechanisch. Eine ihrer Sexspiele nennt sich „Vollnarkose“. Ihr Alltag ist geprägt von einer stumpfsinnigen Monotonie. Das ändert sich auch kaum,  als Martins perfider Plan eine unheimliche Wrkung zeigt. Als erster ist der jüngere Sohn der Murphys von unerklärlichen Lähmungen geplagt und kurze Zeit später seine Schwester. Und immer wieder die Aufforderung des von Rache beherrschten Martin an Steven, einen seiner Familienmitglieder zu töten. Die griechische Tragödie ist nicht mehr zu stoppen. Untermalt wird die Tragödie mit sacraler Musik und merkwürdigen disharmonischen Klängen. Alles ist kühl stilisiert, beängstigend und abstossend. Kunstvoll seziert Lanthimos mit chirurgischer Präzision ein Gesellschaftsbild, bei dem man nur hoffen kann, das es keine Zukunft hat. Ein gutes Ende gibt es nicht. Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde „The Killing of a Sacred Deer“ mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Lanthimos Filme sind eigenwillig und fern von jeglichem Mainstream. Entweder man liebt oder hasst sie. Es gibt kein Dazwischen.

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